Lyrik: „Das Gewitter“ – Aufsatz zur Analyse und Interpretation
Das Gedicht „Das Gewitter“ von Nikolaus Lenau wurde im Jahre 1830 verfasst. Es handelt sich um ein Naturgedicht, da es das Naturphänomen „Gewitter“ beschreibt. Es geht um ein heftiges Gewitter, das Schrecken auf der Erde verbreitet.
Die äußere Form lässt sich folgendermaßen beschreiben: Das Reimschema ist ein Jambus, die Kadenzen sind abwechselnd weiblich und männlich. Als Reim liegt der Kreuzreim vor.
Der inhaltliche Aufbau ist folgender: Das Gedicht ist zweigeteilt. Zuerst wird die Ruhe und Stille vor dem Gewitter angesprochen, dann das Gewitter beschrieben.
In Strophe 1 geht es um die Stille vor dem Gewitter und dann um das plötzliche Hereinbrechen des Gewitters (Windes, Sturmes). Dies wird vor allem durch eine Antithese zwischen „tiefes Schweigen“ und „wilder Reigen“ verstärkt. Außerdem wird der Wind personifiziert „plötzlich fuhr … Wind nun auf zum wilden Reigen“. Auch die „sausende Gewitterspur“ ist personifiziert. Der Autor will wahrscheinlich den starken Kontrast zwischen der Stille vor dem Gewitter und dem plötzlichen Hereinbrechen verdeutlichen, was besonders durch die Antithese hervorgehoben wird.
In Strophe zwei wird beschrieben wie das Gewitter heran „eilt“ (V. 5) und dabei der Himmel von „finstren Wolken“ (V. 7) bedeckt wird. Dadurch, dass die Gewitterwolken zu einem „Wolkenzug“ personifiziert werden, wird die Schnelligkeit und große Anzahl verdeutlicht. Der „Zorn“ (V. 8) soll dabei noch einmal die Heftigkeit verdeutlichen.
In der 3. Strophe werden die beiden, mit dem Gewitter einhergehenden Phänomene Blitz und Donner beschrieben. Durch die Personifizierung des Himmels, „Himmel donnert seinen Hader“ (V. 9) wird die Heftigkeit des Gewitters hervorgehoben. Auch die Metapher für den Blitz, „Zornesader, die Schrecken … sprüht“, hebt die Heftigkeit des Gewitters deutlich hervor und sie zeigt die Angst einiger Menschen vor Gewittern.
Der Dichter will mit diesem Gedicht sowohl die Heftigkeit aber auch die Faszination des bedrohlichen Naturphänomens Gewitter darstellen.
Das Gewitter
Noch immer lag ein tiefes Schweigen
Rings auf den Höhn; doch plötzlich fuhr
Der Wind nun auf zum wilden Reigen,
Die sausende Gewitterspur.
Am Himmel eilt mit dumpfem Klange
Herauf der finstre Wolkenzug:
So nimmt der Zorn im heißen Drange
Den nächtlichen Gedankenflug.
Der Himmel donnert seinen Hader;
Auf seiner dunklen Stirne glüht
Der Blitz hervor, die Zornesader,
Die Schrecken auf die Erde sprüht.
Der Regen stürzt in lauten Güssen;
Mit Bäumen, die der Sturm zerbrach,
Erbraust der Strom zu meinen Füßen; –
Doch schweigt der Donner allgemach.
Der Sturm lässt seine Flügel sinken,
Der Regen säuselt milde Ruh;
Da sah ich froh ein Hüttlein winken
Und eilte seiner Pforte zu.
Nikolaus Lenau (1830)
Nikolaus Lenau, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch
(seit 1820) Edler von Strehlenau (* 13. August 1802 – † 22. August 1850),
war ein österreichischer Schriftsteller des Biedermeier.